Gramofon: Streamingbox für Spotify & Co. mit FON-Router ausprobiert

Marcel Am 29.08.2014 veröffentlicht Lesezeit etwa 5:08 Minuten

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Im April gab es auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter ein interessantes Projekt für alle, die auf Spotify und Streaming stehen: Gramofon. Eine kleine Streaming-Box, welche direkt an die bestehende Sound-Anlage angeschlossen werden kann und dank entsprechender App entweder über Spotify Connect oder über weitere angekündigte Dienste wie zum Beispiel WahWah mit Musik befeuert werden kann – eben von eurem Smartphone oder Tablet aus. Klang so interessant, dass ich direkt einmal zugeschlagen habe – inzwischen ist die Box auch ein paar Tage bei mir im Hause und so konnte ich mir die Gramofon-Box einmal genauer anschauen. Und soviel sei vorab verraten: Aktuell macht die Kiste mehr Sorgen als Freude – was vor allem an der Software liegt, die noch sehr den Eindruck einer Beta besitzt, egal ob Gramofon-Software oder die entsprechenden Apps. Aber von vorne.

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Geliefert wird die Box in einer recht schicken und hochwertigen Verpackung, mit dazu gibt es neben dem Stromkabel auch einen Klinke-auf-Cinch-Adapter und ein LAN-Kabel. Die Box selbst sieht ebenfalls recht schick aus und macht einen wertigen Eindruck. Mit seinen 8 x 8 x 4 Zentimetern ist die Box fast quadratisch, auf der Oberseite befindet sich ein großer Button zum pausieren und starten der Musikwiedergabe, umrandet wird dieser von einem Leuchtkreis, welcher über verschiedene Farben den Status eures Gramofon verrät. Rückseitig angebracht gibt es dann die Anschlüsse für Strom, Audio-Klinke und zwei LAN-Steckplätze. Hier gibt es eigentlich noch nichts auszusetzen, die Box dürfte in jedem Wohnzimmer recht schick aussehen – zumindest muss man sie der Optik wegen nicht in irgendeinem Schrank verstecken.

Fummelig wurde es erst, als es an die Einrichtung der Box ging. Theoretisch eine einfache Sache: Per LAN-Kabel mit eurem Netzwerk verbinden, mit dem Gramofon-WLAN via Smartphone-App verbinden und das Teil einrichten. In der Praxis aber klappte dies nicht auf Anhieb, sondern ich hätte das Dingen fast schon an die Wand geklatscht. Irgendwie wollte die Einrichtung aus irgendeinem Grund nicht funktionieren. Mal konnten sich die Apps nicht mit der Box verbinden, mal wurden keine anderen WLAN-Netzwerke gefunden, mal stürzte die App einfach ab – hat man extrem gereizt. Aber: Irgendwann dann funktionierte es dann doch, sodass ich mittels Gramofon mein bestehendes WLAN erweitern konnte. Jau, neben der reinen Streaming-Sache lässt sich Gramofon auch als WiFi-Bridge und -Repeater einsetzen.

‎Fon Utility App
‎Fon Utility App
Entwickler: Fon Wireless Ltd.
Preis: Kostenlos
Fon Utility App
Fon Utility App
Entwickler: Unbekannt
Preis: Kostenlos

Kommen wir hier auch direkt mal zu einem Punkt, der in den Kommentaren auf Kickstarter von vielen als Handicap gesehen wird: Gramofon ist des Weiteren auch ein FON-Router. Wer Fon nicht kennen sollte: FON ist ein Dienst, über den Nutzer einen Teil ihres WiFi-Netzwerkes zu Hause anderen FON-Nutzern zur Verfügung stellen können und dabei ebenfalls Zugriff auf freigegebene Netzwerke haben – so möchte man ein weltweites WiFi-Netzwerk aufbauen. Dementsprechend richtet auch Gramofon direkt ein offenes FON-Netzwerk ein, über das sich zum Beispiel eure Facebook-Freunde bei Nutzung der entsprechenden FON-App automatisch einloggen und surfen können. Das Problem dabei: Das offene FON-WLAN lässt sich nicht deaktivieren, ist standardmäßig zwangsläufig aktiviert.

Nun könnte man natürlich die Unterhaltung mit dem Internet für Gramofon über den Router deaktivieren, dann aber funktioniert auch das Streaming nicht mehr, da dieses nur über euer Smartphone gestartet und gesteuert wird, die Musik aber selbst von Gramofon aus dem Netz gestreamt wird. Sprich: Kein Internet, kein FON – aber auch kein Streaming. Vorher war zwar bekannt, dass man die Box auch als FON-Router nutzen könne – es wurde aber nicht erwähnt, dass man dies nicht deaktivieren kann und so jeder dazu „gezwungen“ wird. Und genau jene Tatsache stört zahlreiche Nutzer, die Rückgabe-Anfragen dürften zahlreich sein, zumal die Macher betonten, dass man die FON-Funktionalität nicht durch ein Software-Update optional machen könne.

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Aber kommen wir wieder zurück zum eigentlich versprochenem Hauptfeauture von Gramofon, dem Streamen von Musik über diverse Anbieter, was bislang nur mittels Spotify und WahWah möglich ist – weitere Anbieter wie zum Beispiel Rdio, Google Play, Amazon MP3, SoundCloud und Deezer sollen bis zum Ende des Jahres folgen. WahWah lässt sich dabei über die Gramofon-App ein halbes Jahr lang kostenlos nutzen, wobei hierfür ein Facebook-Account zwingend notwendig ist – anderenfalls kann man sich nicht bei WahWah registrieren.

Kein Facebook, kein WahWah – leider eine Einschränkung seitens des Musik-Dienstes und keine Einschränkung seitens Gramofon. Auch hier hakte es bei mir ein wenig und die Verbindung funktionierte erst nach dem x-ten Versuch – dann aber funktioniert es doch recht flüssig. Bei WahWah könnt ihr einen bestimmten Song suchen und auswählen, auf Grundlage diesen wird dann eine Playlist erstellt – eine bestimmte Songauswahl ist nicht ohne weiteres möglich. Ebenso lassen sich Songs nicht unbegrenzt überspringen, wobei ich auch bei dem ein oder anderen Mal bereits beim ersten Versuch die Meldung bekam, ich hätte schon zu viele Songs übersprungen. Auch hier läuft es nicht ganz so rund wie gewünscht.

‎WahWah for Gramofon
‎WahWah for Gramofon
Entwickler: Fon Wireless Ltd.
Preis: Kostenlos
Wahwah for Gramofon
Wahwah for Gramofon
Entwickler: Fon Wireless
Preis: Kostenlos

Die zweite Möglichkeit wäre eben Spotify, wobei man hierbei auf Spotify Connect setzt. Hat den Vorteil, dass das Smartphone eben nur als Fernbedienung dient, die Musik holt sich die Gramofon-Box jedoch direkt bei Spotify – sodass man das Smartphone eben auch ausschalten könnte, ohne dass die Musikwiedergabe beendet wird, ein großer Vorteil gegenüber anderen Lösungen via WLAN und Bluetooth. Der Nachteil: Spotify Connect ist seitens Spotify nur für Nutzer eines Pro-Accounts freigeschaltet. Nutzt ihr Spotify also mit einem kostenlosen Account, so könnt ihr Gramofon nicht für Spotify nutzen.

Gilt natürlich auch für andere Nutzer, denn Gramofon hat ebenso damit geworben, dass „jeder“ als DJ aktiv werden könnte – aber dazu muss sich die Person eben im gleichen WiFi-Netzwerk wie die Box befinden, noch dazu muss diese ebenfalls einen Spotify-Premium-Account besitzen. Auch hier haben es sich einige laut den Kommentaren etwas anders vorgestellt, wenngleich es eben eine Beschränkung seitens Spotify darstellt. Dafür aber ist die Wiedergabe über Spotify Connect so ziemlich das einzige, was wirklich rund lief und beim ersten Versuch funktioniert hat.

‎Spotify: Musik und Podcasts
‎Spotify: Musik und Podcasts
Entwickler: Spotify
Preis: Kostenlos+
Spotify: Musik und Podcasts
Spotify: Musik und Podcasts
Entwickler: Spotify AB
Preis: Kostenlos

Was also kann man zu Gramofon sagen? Erst einmal, dass die Idee natürlich nicht schlecht ist – allerdings gibt es eben auch ein paar Punkte, die man hätte erwähnen können. Klar, der Facebook-Zwang von WahWah und die Premium-Pflicht für Spotify Connect ist den Gramofon-Machern nicht anzudichten. Man hätte allerdings vorher durchaus klarstellen können, dass die FON-Funktionalität ebenfalls zwingend ist und nicht deaktiviert werden kann – die meisten werden dies sicherlich als optionales Feature gesehen haben, meiner Meinung nach kam dies auch so rüber.

Aber gut, damit könnte man leben – dann aber kommt wiederum der Punkt, dass man zumindest die Apps hätte von Bugs befreien können, denn die Einrichtung ist wirklich ein Krampf, sei es bezüglich Gramofon selbst oder aber WahWah. So würde ich Gramofon nicht einmal als völligen Fehler bezeichnen, denn Potential hat die Kiste. Allerdings nicht in ihrer aktuellen Form – vielleicht kann sich dies durch zukünftige Software-Updates aber legen, wenn denn dann mal Amazon, Google Play, SoundCloud und dergleichen implementiert werden.

Dennoch: Wer in erster Linie seine Musik über Spotify laufen lässt, dort einen Premium-Account besitzt und ein paar Stunden Bastelei aushält, für den könnte die Box schon jetzt eine praktische Sache sein.

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4 Kommentare vorhanden

Ich hatte die erwähnten Probleme gar nicht. War quasi eine Turn-Key Geschichte… Anschließen, registrieren, fertig. Lief direkt. Aber kann mir schon denken, dass so Fehler nerven.

Ein sehr netter Beitrag
Der Klingt sehr viel versprechend.

Dann doch lieber den Raspberry Pi mit Pimusicbox! Der kann mehr und auf die Soundausgabe ist auf Wunsch auch Digital per USB.

Habe Gramofon über LAN im Netz, aber die App findet es nicht im WLAN? Kann jemand einen Tipp geben?

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