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Microsoft Lumia 435 im Test: Eher „günstig“ oder doch „billig“?

Marcel Am 19.03.2015 veröffentlicht Lesezeit etwa 8:12 Minuten

Mit dem Lumia 930 hatte ich zuletzt das aktuelle Smartphone-Flagschiff des Windows-Phone-Lagers einmal in meinen Händen – nun geht es mit dem Lumia 435 genau ans entgegen gesetzte Ende der Preisskala. Denn günstiger ist aktuell kein Windows Phone, immerhin kommt das Lumia 435 mit einer UVP von rund 90 Euro daher – also dem derzeitigen Niedrigpreis-Segment unter den Smartphones. Dafür muss man natürlich Abstriche machen – wie genau diese aussehen und ob das Lumia 435 in einigen Punkten als Einsteiger-, Notfall- oder Zweitgerät überzeugen kann, könnt ihr in den folgenden Zeilen einmal nachlesen, viel Spaß.

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Technische Daten

Fangen wir doch einmal mit den technischen Daten des Gerätes an, wobei diese in meinen Augen völlig irrelevant sind. Windows Phone ist bekannt dafür, mit knappen Ressourcen haushalten zu können, zumal das Gerät sicherlich nicht jene Nutzer ansprechen sollte, die viel Power verlangen. Dennoch der Vollständigkeit halber einmal die wichtigsten Daten:

  • Dis­play: 4 Zoll Display WVGA (800 x 480 Pixel) mit 233 ppi
  • CPU: Qualcomm Snapdragon 200 Dual-Core mit 1,2 GHz
  • Ar­beits­spei­cher: 1 GB RAM
  • In­terner Spei­cher: 8 GB, erweiterbar mittels MicroSD-Karten mit max. 128 GB
  • Hauptka­mera: 2 Megapixel, Fixfokus, Sensor 1/5“, Blende 2,7, Videos mit 800 x 448 Pixel, kein Blitz
  • Frontkamera: 0,3 Megapixel VGA (640 x 480 Pixel), 2,7 Blende
  • Kon­nek­ti­vität: USB 2.0, Blue­tooth 4.0, WiFi 802.11 b/g/c
  • Or­tung: A-GLONASS, A-GPS
  • Sen­soren: Umgebungslichtsensor, Beschleunigungssensor, Näherungssensor
  • Farben: Grün, Orange, Weiß, Schwarz
  • Akku: 1560 mAh, wechselbar
  • An­schlüsse: 3,5mm Klin­ken­an­schluss, MicroUSB
  • Ab­mes­sungen: 118,1 x 64,7 x 11,7 Millimeter
  • Ge­wicht: 134,1 Gramm

Lieferumfang

Beim Lieferumfang zeigt sich etwas, was bereits beim Lumia 930 zu beanstanden war: Neben dem Gerät selbst findet man lediglich Ladegerät und Ladekabel in der Verpackung vor. Kopfhörer? Fehlanzeige. Während es aber bei dem Lumia 930 aufgrund des Flagschiff-Status ein wirklicher Kritikpunkt war, muss man dem Lumia 435 zu Gute halten, dass man hier ein wirkliches Budgetgerät in den Händen hält – Kosten sparen wo es nur geht und verglichen mit dem Preis des Gerätes dürften beigelegte Kopfhörer sicherlich eine größere Beleidigung für die Ohren sein, als es bei vielen Mitteklasse-Smartphones bereits der Fall ist.

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Erscheinungsbild und Haptik

Das erste in die Hand nehmen ist ein merkwürdiges Gefühl, denn irgendwie meint man mehr in der Hand zu haben, als man eigentlich hat. 118,1 x 64,7 x 11,7 Millimeter misst das Gerät, aufgrund des „Eisblock“-Design wirken jene 11,7 Millimeter aber irgendwie ein wenig dicker – was sich zugegebener maßen aber nach einiger Zeit auch wieder etwas legt. Auch die 134 Gramm sind im „normalen“ Bereich und fallen nicht wirklich negativ auf – auch wenn vergleichbar schwerere Geräte eine deutlich höhere Displaydiagonale aufweisen, dennoch kommt einem das Gewicht irgendwo bekannt vor. Als Material kommt Lumia-typisch Polycarbonat zum Einsatz und auch hier ist es in Sachen Verarbeitung ganz solide und stabil. Nett: Die Rückseite ist matt gehalten und dementsprechend kaum anfällig für Fingerabdrücke.

Das Design selbst ist ansonsten recht schlicht gehalten und hat keine nennenswerten Design-Spielereien versteckt. Unten gibt es eben den Micro-USB-Port, seitlich finden wir die Buttons für die Lautstärke und den Powerbutton vor, oben gibt es mittig noch einen Anschluss für die Kopfhörer – das war es dann auch schon. Die Buttons sind sauber verarbeitet und haben einen angenehmen Druckpunkt, hat man bei gleichwertigen und auch teureren Geräten schon anders erlebt. Apropos Buttons: Was fehlt ist ein dedizierter Kamera-Button, der sicherlich kein „Must have“ ist, mir aber hier und da häufiger mal fehlte – gehört für mich irgendwie zu Windows Phone dazu, schade, dass Microsoft diesen auch bei anderen Geräten weggelassen hat.

Zum Einsetzen des Akkus, der SIM- und Speicherkarte muss das rückseitige Cover entfernt werden. Funktioniert ohne Werkzeug indem man das Innenleben von hinten heraus drückt – was aber sanfte Gewalt erforderte, da das Wechselcover recht fest auf dem restlichen Teil steckt. Oder ich bin einfach nur zu doof. Aber wie dem auch sei, so häufig muss man das Cover ja nun nicht entfernen, dafür ist das Gerät an sich eben wie erwähnt durchaus stabil. Bei der SIM-Karte handelt es sich übrigens um eine Micro-SIM-Karte, die Mico-Speicherkarte kann maximal 128 GB fassen – ordentlich Platz wäre also theoretisch vorhanden.

Die Kamera

Kommen wir einmal zur Kamera – etwas, was mir an vielen Lumia-Modellen viel Freude bereitet hat. Aber natürlich muss man bei einem Gerät mit einer UVP von runden 90 Euro abstriche machen und das ist hier eben auch der Fall. Unter halbswegs sonnigen Lichtbedingungen macht die Kamera sogar überraschend gute Bilder. Natürlich haben diese in Sachen Auflösung, Schärfe und dergleichen Defizite, ich habe es aber auch schon deutlich schlechter gesehen – oder gleichwertig, nur waren die Geräte dann nochmals um einiges teurer. Sicherlich nichts, was man sich nun ausdrucken und an die Wand hängen möchte, dennoch für den ein oder anderen Schnappschuss und für Facebook und WhatsApp durchaus als ausreichend zu bezeichnen. Man kann immerhin alles erkennen.

Unter schlechten Lichtbedingungen taugen die Bilder ebenso maximal als Schnappschuss – wirklich Freude hat man bei Low-Light-Aufnahmen nicht wirklich. Liegt unter anderem auch daran, dass man es versäumt hat, dem Lumia 435 einen Kamera-Blitz zu spendieren. Nun ist es natürlich so, dass die Bilder dadurch nicht zwangsläufig besser werden, allerdings nutzen viele die LED auch gerne mal als Taschenlampe. Auch bemessen des Preises finde ich es recht schade, da ich nicht glaube, dass derartige Technik den Preis in die Höhe getrieben hätte… Aber gut, muss jeder für sich bewerten, wie wichtig im die „Taschenlampe“ ist – erfahrungsgemäß bringt ein Blitz bei derartigen Geräten im dunkeln kaum Bildqualität. Aber um diesen Teil mit einer positiven Bemerkung zu beenden: Bei guten Lichtbedingungen sind die Bilder vergleichsweise gut – wenn ich da so an das Nexus 4 oder das Moto G denke…

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Das Display

Kommen wir nun zu einem Punkt, der mich wirklich etwas enttäuscht hat: dem Display. 4 Zoll misst es in der Diagonalen und löst mit 800 x 480 Pixel auf, was eine Pixeldichte von 233 ppi ergibt. 4 Zoll? Jau, verglichen mit aktuellen Geräten wirkt das Teil wirklich klein – wobei auch das iPhone 5/s ein 4-Zoll-Display besitzt. Nur mal soviel dazu. Die Auflösung ist natürlich dem Preis angepasst und geht durchaus in Ordnung, zumal die Oberfläche von Windows Phone irgendwie auch bei geringeren Auflösungen immer schon eine deutlich bessere Figur macht als vergleichbare Geräte mit Android (oder die alten iGeräte). Auch die Reaktionszeit des Touchscreen ist vollends in Ordnung. In so weit ist also alles im Rahmen.

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Was mich allerdings enttäuscht hat ist zum einen die Helligkeit, zum anderen die Farbdarstellung. Unter direkter Sonneneinstrahlung wie in den letzten Tagen lässt sich das Display kaum noch ablesen – minimal ist es möglich, macht aber alles andere als Spaß, vor allem in Bezug auf das Schießen von Fotos. Auch die Farbdarstellung ist alles andere als gelungen, denn während die suboptimale Blickwinkelstabilität noch als „Budgemakel“ durchgehen würde, wirken die Farben lasch und konstrastarm. Irgendwie hat man immer das Gefühl, als klebe eine dicke Schutzfolie auf dem Gerät, was aber eben nicht der Fall ist. Schade, schade – hier hätte ich auch trotz des Preises einen Tick mehr gehofft.

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Der Akku

Kleines Display, kleine Leistung und ein Akku mit 1560 mAh – das dürfte doch für eine positive Akkulaufzeit sorgen? Ja, tut es – zumindest bei mir. Die reine Standby-Zeit beträgt dabei locker mal 5 oder mehr Tage und auch bei recht ausgiebiger Nutzung (Feeds, WhatsApp, Twitter, Facebook, hier und da mal was lesen, das ein oder andere Foto) kam ich locker über den Tag und noch viel weiter. Beschränkt man sich wirklich auf das ein oder andere Spielchen, WhatsApp und Facebook, so dürfte man sicher auch mal zwei Tage erreichen – wenn man dies nicht gerade am Stück macht. Ist natürlich immer so, dass es von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich sein kann, für meinen Teil kann ich aber sagen, dass ich von der Nutzungszeit her angetan bin – auch im Vergleich zu größeren Modellen wie dem Nexus 5 oder dem iPhone 5s/6. Der Akku als Schwachstelle? Bei dem kleinen Dingens hier eher nicht, vor allem in Bezug auf die Zielgruppe, die das Teil eher als Zweitgerät kaufen oder weil sie „eh nicht soviel“ mit dem Smartphone machen.

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Arbeitsgeschwindigkeit und Software

Wie anfangs erwähnt werkelt im Lumia 435 ein Qualcomm Snapdragon 200 Dual-Core mit 1,2 GHz, welcher von 1 GB RAM unterstützt wird. Klinge wenig, ist es nominell auch. Aber: Windows Phone ist wie auch iOS deutlich besser auf die Geräte abgestimmt und dementsprechend vergleichsweise Ressourcensparend. Das heißt nun nicht, dass auf dem Lumia 435 alles rennt wie Sau, es ist aber auch keinesfalls so, dass alles eine gefühlte Ewigkeit dauert. Bewegt man sich im System selbst, so ist die Bedienung wie gewohnt flott und weich. Einige Apps benötigen natürlich ein paar Augenschläge länger zum starten, dann aber laufen sie recht rund. Ich hab spaßeshalber mal die gängigen Spiele wie Temple Run, Candy Crush und ähnliches ausprobiert: Ruckelt kurz nach den Start kurz mal etwas, dann aber lassen sich die typischen Casual Games durchaus annehmbar bespielen. Grafisch anspruchsvollere Titel wie FIFA 15 oder Asphalt 8 hingegen machen nur wenig Spaß.

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Etwas vergessen?

  • Die Qualität von Telefonaten ist ohne großen Kritikpunkt. Anrufer wird klar verstanden, umgekehrt ist dies ebenso der Fall. Aber: Sollte man heutzutage schon von ausgehen.
  • Die Frontkamera eignet sich durch die geringen 0,3 Megapixel natürlich weniger für Selfies, für Videochats aber durchaus annehmbar.
  • Der Mono-Lautsprecher befindet sich in der unteren Hälfte der Rückseite und macht das, was er machen soll: Anrufe und Benachrichtigungen melden. Musik kann man machen, muss man aber nicht.
  • Installiert ist übrigens Windows Phone 8.1 mit dem aktuellsten Denim-Update inklusive Cortana in der Alpha-Version.
  • Double-tap to wake ist vorhanden, während man auf den „Glance“-Bildschirm verzichten muss.
  • Auf ein LTE-Modul hat man zu Gunsten des Preises verzichtet.

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Fazit

Wenn ich das Lumia 435 mit einem Satz beschreiben müsste: „Viel Smartphone für wenig Geld“. Man muss immer bedenken, dass man ein Gerät für 89 Euro in den Händen hält. Hier muss man eben mit gleichpreisigen Geräten (mit Android) vergleichen und was diesen Vergleich angeht, so sehe ich das Lumia 435 recht stark oben auf. Die Verarbeitung des Gerätes ist sehr gut gelungen, die Kamera ermöglicht für ein Gerät in der unteren Preisklasse zumindest bei guten Lichtverhältnissen solide Schnappschüsse, der Akku hält lange und die Performance ist bei alltäglichen Apps ebenfalls grundsolide. Einzig und allein das Display ist (leider) ein Kritikpunkt, hier hätte ich mir einen Tick stärkere, sattere Farben und Kontraste gewünscht – bessere Blickwinkel wären nett, das Problem liegt aber in der Preisklasse begraben.

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Wo sehe ich das Lumia 435? Hier gibt es unterschiedliche Szenarien. Die jüngere oder ältere Generation, die zwar „smart“ unterwegs sein wollen, ohne aber mehrere hundert Euro für ein Smartphone ausgeben zu wollen – eben die, die „etwas mehr“ machen wollen (also Facebook und WhatsApp) als mit einem Feature Phone. Alternativ dazu könnte ich mir das Lumia 435 auch als Notfallgerät für’s Auto vorstellen oder als Zweitgerät – in meinem Falle für Konzerte, Festivals und ähnlichem und ich denke mal, dass es das sogar vielleicht wird. Gerade die letzten zwei Anwendungsfälle machen das Gerät in meinen Augen nochmals interessanter, zumal man sicherlich erwarten kann, dass der Straßenpreis des Gerätes in einiger Zeit nochmals fallen wird – und dann wäre das Budgetphone wirklich ein Preisbrecher.

Bislang wird das Lumia 435 exklusiv über eine Partnerschaft mit der Deutschen Telekom vertrieben – wo das Gerät wie erwähnt für 89,95 Euro auch ohne Vertrag zu haben ist. Ob es zukünftig auch über andere Kanäle vertrieben wird steht noch in den Sternen – zu hoffen wäre es aber…

Dieser Artikel wurde mir vom Hersteller als Testmuster zur Verfügung gestellt. Mehr Infos

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Kaufempfehlung*

1 Kommentare vorhanden

Cooles Review, danke. Für mich als Notfall-Gerät sicher cool oder für meine Grosseltern als Einsteigergerät…

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