Am heutigen Morgen hat Parallels Version 10 ihrer Virtualisierungslösung für Mac OS X vorgestellt – jener Software, die ich schon seit einigen Versionen nutze um zum Beispiel Windows, Linux oder auch OS X in einer abgeschotteten virtuellen Maschine auf dem Mac zu nutzen. Nun eben hat man Parallels Desktop 10 mit Unterstützung für OS X „Yosemite“ veröffentlicht – wer bereits Parallels 8 oder 9 besitzt und Upgraden möchte, der kann dies ab sofort machen, wer auf die Vollversion warten möchte oder muss, der bekommt ab dem 26. August die Möglichkeit, Parallels 10 auch als neuer Nutzer zu bekommen. Hier aber mal ein kleiner Blick auf die größten und wichtigsten Neuerungen der Software, die in meinen Augen mal wieder richtig gelungen ist.
Performance
Wie auch bei den vorherigen Updates hat man auch bei Parallels 10 mal wieder ordentlich an der Performance-Schraube gedreht. So sollen sich unter Windows Dokumente um bis zu 48 Prozent schneller öffnen, die virtuelle Maschine läuft bis zu 50% schneller und die Akkulaufzeit auf MacBooks soll sich um rund 30 Prozent verbessert haben. Des Weiteren benötigen virtuelle Maschinen bis zu 10% weniger Arbeitsspeicher, der benötigte Speicherplatz wird automatisch komprimiert und Snapshots (aka Backups) werden um bis zu 60 Prozent schneller erstellt. Ob diese Zahlen nun genauso stimmen sei mal dahingestellt, auf meinem Mac läuft Parallels 10 mit Windows 8.1 aber spürbar flotter.
Yosemite-Funktionen
Ebenfalls mit an Bord von Parallels 10 sind neben dem Support von OS X Yosemite als Host- und Gastsystem ein paar experimentelle Funktionen aus dem neuen System aus Cuppertino. So lassen sich zum Beispiel aus dem Internet Explorer heraus via Rechtsklick Anrufe per iPhone starten, ebenso lassen sich Texte direkt per iMessage oder als SMS versenden. Während Parallels 9 lediglich mit dem Fotostream und Cloud-Anbietern wie Dropbox und Google Drive zurechtkommt, integriert Parallels 10 auch das iCloud Drive direkt in den Windows Explorer.
Mac-natives Sharing
Nicht nur unter Yosemite, sondern auch unter vorherigen Systemen: Bilder, Texte, Videos und Co. lassen sich nun auch über das Kontextmenü mit auf dem Mac aktivierten Diensten teilen. Habt ihr also zum Beispiel euren Facebook-Account in OS X hinterlegt, so könnt ihr über den Menüpunkt „Teilen“ Bilder direkt über die Mac-eigene Sharing-Funktion teilen.
Yosemite-Spotlight & Quick Look
Vielleicht für den ein oder anderen interessant, der häufiger mit dem neuen Spotlight von Yosemite oder dem Quick-Look-Feature des Finders arbeitet: Öffnet ihr eine virtuelle Maschine zum Beispiel in Quick Look, so könnt ihr von hier heraus die virtuelle Maschine startet oder den Konfigurationsdialog aufrufen lassen. Gleiches natürlich auch im Spotlight von OS X Yosemite.
Windows 8 Startscreen als Launchpad
Für jene, die die Windows-VM im Coherence-Mode nutzen – sprich Windows-Anwendungen ganz normal auf dem Mac-Desktop ausführen – ganz interessant: So lässt sich der neue Startscreen von Windows 8 beziehungsweise dessen Kacheln direkt im Launchpad-Stile auf dem Mac-Desktop einblenden und so Windows-Anwendungen direkt auf dem Mac starten. Schaut recht nett aus.
Neues Kontrollcenter
Ebenfalls neu ist das neue Kontrollcenter, welches im Grunde aber nichts anderes als eine aufpolierte Bibliothek darstellt. Die Auflistung der virtuellen Maschinen kennt man ja bereits, hier gibt es nun eben eine neue, schickere Optik und ein paar Schnellzugriffe, zum Beispiel auf die Einstellungen.
Überarbeiteter Installationswizard
Auch der Installationswizard wurde optisch etwas aufgemöbelt und in Sachen Übersichtlichkeit ein wenig verbessert. Wie gewohnt lassen sich eine Reihe an Systemen direkt installieren (OS X via Wiederherstellungspartition, Ubuntu, Chrome OS, Modern.IE und Android lassen sich direkt herunterladen) – Windows benötigt wie gewohnt ein Installations-Medium, aber auch hier wurde der Wizard etwas optimiert.
Voreinstellungen für Windows-Maschinen
Ebenfalls neu sind auswählbare Voreinstellungen: So könnt ihr vor einer neuen Windows-Installation eines von vier unterschiedlichen Profilen auswählen. Dabei stehen Produktivität (Texteditoren, Tabellen, E-Mail, Surfen und dergleichen), Spiele, Design (Bildbearbeitung und CAD), sowie Softwareentwicklung (IDE, Datenbanken und Co.) zur Auswahl – je nach entsprechender Auswahl wird eure neu erstellte virtuelle Maschine eben für die primäre Nutzung optimiert, was einem einigen Aufwand ersparen kann.
Weitere Neuerungen?
Neben diesen größeren Neuerungen gibt es natürlich auch eine ganze Hand voll weiteren Neuerungen und Änderungen. So gibt es im „Dienste“-Punkt des Mac-Kontextmenüs den Punkt „In Windows zeigen“, über den sich Dateien direkt im Explorer in der VM anzeigen lassen können. Wollt ihr über eine ISO-Datei eine neue virtuelle Maschine installieren, reicht es aus, die ISO einfach auf’s Parallels-Icon zu ziehen, es werden Mäuse mit mehr als drei Tasten unterstützt, Regionaleinstellungen des Mac können übernommen werden und viele weitere Kleinigkeiten – vor allem in Bezug auf die nahtlose Windows-Integration in OS X.
Preis und Verfügbarkeit
Die unverbindliche Preisempfehlung für Parallels Desktop 10 beträgt 79,99 Euro, Studenten zahlen nur 39,99 Euro. Wer von Parallels Desktop 8 oder 9 auf die neue Version upgraden möchte, der zahlt immer noch 49,99 Euro. Ab dem 26. August wird Parallels Desktop 10 in allen bekannten Verkaufsstellen angeboten, wer Upgraden möchte, der kann dies aktuell bereits machen, denn die dazugehörige Seite ist bereits live. Und kleiner Tipp für alle, die Parallels 9 nach dem 1. August gekauft haben – diese bekommen die aktuelle Version 10 dank der „Parallels Technologie-Garantie“ wie gewohnt gratis.
Fazit?
Die diversen Optimierungen in Sachen Performance sind definitiv spürbar, auch wenn es letztlich kein Riesensprung ist. Man hat Parallels eben an bestimmten Punkten konsequent weiterentwickelt und viel daran gearbeitet, die Benutzung von Windows auf dem Mac so nahtlos wie möglich hinzubekommen – gerade in Bezug auf die Teilen-Funktionen, den Anrufen und dem iCloud Drive ist dies durchaus gelungen. Ja, auch die restlichen Features sind wie gesagt eine nette Weiterentwicklung und Parallels Desktop 10 läuft auch rund, allerdings würden sie mir nicht ausreichen, das doch recht teure Upgrade durchzuführen.
Lediglich die deutlich bessere Performance und die Yosemite-Unterstützung könnte ich diesbezüglich nennen – und ob das reicht? Ich denke eher nicht, die meisten werden wohl bei Parallels Desktop 9 bleiben und dann auf eine der vielen Bundle-Aktionen warten. Was ich mir für die Zukunft und vor allem für Parallels 11 wünschen würde, wäre eine ähnlich nahtlose Integration von diversen Linux-Systemen.
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